Etwa 150 Personen, darunter viele geflüchtete Frauen, zogen am Donnerstagnachmittag von den beiden Unterkünften beim Alten Messegelände zum Wilhelm-Leuschner-Platz. Sie forderten ein Ende der Unterbringung in großen Lagern sowie bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und erhoben dabei schwere Vorwürfe gegen die Securitymitarbeiter.
„Wir sind sauwütend!“ Mit diesen Worten begann am Donnerstagnachmittag eine Demonstration von geflüchteten Menschen und ihren Unterstützern. Eine Rednerin machte die Security der Massenunterkunft auf dem Alten Messegelände für die – nicht nur aufgrund der hohen Temperatur – erhitzten Gemüter verantwortlich. „Wir haben Frauen zu unserer Demonstration eingeladen, doch die Security hat ihnen verboten, herauszukommen“, hieß es. Außerdem habe es Einschüchterungsversuche gegeben: Geflüchteten seien Probleme im Asylverfahren in Aussicht gestellt worden, sollten sie sich der Demo anschließen.
Die von Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke) angemeldete Versammlung war Teil der „Sommerbustour“ der Initiative „Women in Exile“ und richtete sich vorrangig an Frauen. Unter den am Ende etwa 150 Teilnehmenden befanden sich aber auch einige Männer und zahlreiche Kinder.
Kurz nach 14 Uhr bewegte sich der Aufzug zunächst zu der nahe gelegenen Unterkunft am Deutschen Platz. Auch hier erhob eine Rednerin Vorwürfe gegen die dortigen Securitymitarbeiter: „Wir wissen, dass ihr den Frauen die Flyer weggenommen habt.“ Mit diesen hatten die Organisatorinnen in den vergangenen Tagen zur Teilnahme aufgerufen. Bereits am Mittwoch war das angebliche Fehlverhalten der Security in einer Pressemitteilung kritisiert worden. Unter dem Beifall der vor dem Gelände wartenden Demonstrationsteilnehmer schlossen sich dennoch mehrere Dutzend Personen aus der Unterkunft dem Aufzug an.
Auf dem Weg zum Wilhelm-Leuschner-Platz, wo die Abschlusskundgebung stattfand, forderten Rednerinnen die „Abschaffung aller Lager“. Vor allem für Frauen und Kinder sei die Situation in den beiden Massenunterkünften nicht zumutbar. Die Forderungen richteten sich auch gegen Alltagsrassismus und Sexismus sowie für eine bessere Versorgung mit eigenem Wohnraum, schulischer Bildung und Deutschkursen. Einige Passanten kommentierten das Geschehen abfällig. Auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz blieben nur wenige vorbeilaufende Menschen stehen, um den Wortmeldungen der Geflüchteten zuzuhören.
Die Securitymitarbeiter auf der Alten Messe wollten Nachfragen zu den Vorwürfen der Aktivistinnen nicht beantworten. Sie verwiesen auf ihre Vorgesetzten. Auch die Frage, warum sie die Kundgebung der Geflüchteten fortlaufend filmten, blieb unbeantwortet. Vor der Unterkunft am Deutschen Platz war ebenfalls keine Stellungnahme zu erhalten. Eine Person, die sich dazu hätte äußern dürfen, sei nicht vor Ort gewesen.
In eigener Sache
Dein Leipzig. Deine Zeitung. Deine Entscheidung. Werde Unterstützer!
Viele gute Gründe gibt es hier.
Überzeugt? Dann hier lang zum Kombi-Abo „LZ & L-IZ.de“ für 59,50 EUR/Jahr
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Es gibt 3 Kommentare
Hoffentlich kommt da nichts nach. Als es bei uns nach vielen ungehörten Beschwerden zu einer von Flüchtlingshelfern und Flüchtlingen gemeinsamen Demo mit offenem Brief an den OB kam, durften danach die privaten Helfer nicht mehr aufs Gelände und die Bedingungen verschlechterten sich noch weiter. Kontakte zwischen Helfer und Bewohner wurden untersagt. Wenn die da schon filmen sollte man alles gut im Auge behalten.
Oha, Hobbyfilmer vor Ort. Während der Arbeitszeit? Na hoffentlich hat das die richtigen Konsequenzen?
Ich könnte wetten, dass unter den Securityleuten auch Rechte sind!