Wenn die AfD zu einem Stammtisch zur Asylpolitik einlรคdt, kann man sich die inhaltliche StoรŸrichtung an fรผnf Fingern abzรคhlen. Das ist sicher mit ein Grund, warum ein Vortragsabend des Leipziger Kreisverbands am Donnerstag nicht wie geplant stattfinden wird. Die Partei reagierte auf die Absage einer Markkleeberger Wirtin mit einem durchschaubaren Versuch, der Polizei den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben.

Ursprรผnglich hatten die Rechtspopulisten Interessierte fรผr Donnerstagabend nach Markkleeberg (LK Leipzig) ins Forsthaus Raschwitz eingeladen. Laut einem Medienbericht vergaรŸen die Organisatoren allerdings, gegenรผber den Betreibern zu erwรคhnen, dass sie eine รถffentliche Veranstaltung planen wรผrden. Kaum war die Katze aus dem Sack, kassierte der Kreisverband den ersten Korb. Kreischef Siegbert Droese rรคumte gegenรผber L-IZ.de den โ€œFauxpasโ€ ein, lieรŸ sich aber nicht unterkriegen, sondern reservierte im nahen Restaurant City einen Tisch fรผr 18 Personen.

โ€œIch habe gesagt, wer ich bin und dass wir einen Stammtisch abhalten mรถchtenโ€, schilderte Droese gegenรผber L-IZ.de das gestrige Telefonat mit Wirtin Katja Hentzschel. Die Restaurantinhaberin verstand den Politiker allerdings aufgrund schlechten Handyempfangs nicht sonderlich gut. โ€œIch habe irgendwas mit โ€˜AFGโ€™ verstanden und das auch so in mein Reservierungsbuch eingetragenโ€, berichtet Hentzschel. โ€œHerr Droese sagte, man wolle einen Stammtisch abhalten und ร  la carte essen.โ€ Der AfD-Vorsitzende vergaรŸ wieder mitzuteilen, dass es sich bei der Zusammenkunft um einen politischen Themenstammtisch halten wรผrde, der รถffentlich beworben werde.

Mittlerweile hatte die Polizei die Veranstaltung auf dem Schirm. Fรผr AfD-Zusammenkรผnfte besteht nรคmlich in Leipzig und im nahen Umland spรคtestens seit dem Anschlag auf das Firmengelรคnde von Frauke Petry am 6. August eine abstrakte Gefรคhrdungslage. Die Beamten hatten insbesondere die rรคumliche Nรคhe zum Stadtteil Connewitz mit seiner linksalternativen Szene im Blick.

โ€œAls Behรถrde, die fรผr Ordnung und Sicherheit zustรคndig ist, kann man sich denken, welche Szenarien dort entstehen kรถnntenโ€, erlรคutert Pressesprecher Andreas Loepki. Als eine Bรผrgerpolizistin die Lage am Donnerstag vor Ort erรถrtern wollte, traf sie eine vรถllig รผberraschte Wirtin an. โ€œIch wusste nicht, um wen es sich handeltโ€, beteuert Hentzschel. Die Gastronomin sagte die Reservierung mit Sorgen um das Wohlergehen von Gรคsten, Mitarbeitern und Lokal ab.

AfD-Chef Droese ist stinksauer. Nicht auf die Markkleeberger Gastronomen, sondern auf die Leipziger Ordnungshรผter. โ€œIm letzten Wahlkampf wurden wir ja noch von der asozialen Autonomenszene attackiert und mussten somit Veranstaltungen absagen oder unterbrechen. Derzeit erledigt das die Polizei mit suptiler โ€˜Aufklรคrungโ€™ an unserem Veranstaltungsortโ€, beklagt sich Droese in einer Pressemitteilung (Fehler im Original).

Allerdings ignoriert der Lokalpolitiker den kausalen Zusammenhang zwischen der Gefรคhrdungslage und den politischen Positionen seiner Partei in der Asyl-Frage. โ€œDie Polizei hat auf mich keinen Druck ausgeรผbt. Die Absage war meine freie Entscheidungโ€, bestรคtigt Hentzschel. Hรคtte Droese schriftlich angefragt, hรคtte er sich und seinen Parteifreunden den Trubel womรถglich ersparen kรถnnen.

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