Steht Sachsen vor einem neuen Polizei-Skandal? Unbekannte haben am Sonntag auf dem anonymen Internetportal "Indymedia Linksunten" Screenshots teils mutmaรŸlich aus der gleichen Quelle heraus, wie bereits die Dateien rings um die Verbindungen zwischen Legida und sรคchsischen Neonazis und teils Informationen aus sozialen Netzwerken geleakt. Darin wird nahegelegt, dass mindestens zwei Leipziger Polizisten einen ungezwungenen Umgang mit Neonazis und rechtsradikalem Gedankengut pflegen.

Die Autoren des Indymedia-Artikels haben nach eigenen Angaben drei Polizeibeamte identifiziert, die mit rechtem Gedankengut sympathisieren, Legida gutheiรŸen und teils sogar Kontakte ins Neonazi-Milieu pflegen wรผrden. Roger B. kommentierte auf โ€œFacebookโ€ ein Familienfoto mit den Worten โ€œFein fein deutscher vater deutsches kind 88โ€ (Schreibweise wie im Original). Die โ€œ88โ€ ist ein Zahlencode, der in der Neonazi-Szene als Chiffre fรผr die verbotene Parole โ€œHeil Hitlerโ€ steht. Ein Blick in das soziale Netzwerk genรผgt, um festzustellen, dass der Vorwurf stimmt.

Der Inhaber des Profils, auf dem der Kommentar erfolgte, ist den Inhalten zufolge Angehรถriger der Neonazi-Szene. Die Linksaktivisten behaupten zudem, B. habe Bekleidung der bei Rechtsextremen beliebten Marke Thor Steinar bestellt.

Jens K. soll mit der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung sympathisieren. Einen Beleg fรผr die These bleiben die Autoren schuldig. Zutreffend ist allerdings die Feststellung, dass dessen Sohn Daniel im Zusammenhang mit der Tรถtung des 18-jรคhrigen Irakers Kamal K. zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Wรคhrend des Prozesses kam der Verdacht auf, Daniels Wohnung sei unmittelbar vor einer Hausdurchsuchung aufgerรคumt worden. Unter anderem fehlte die Tasche des Haupttรคters Markus E. Diese brachte der Polizeibeamte Jens K. spรคter den ermittelnden Kollegen auf der Dienststelle vorbei.

Eine Freundschaft via โ€œWhatsAppโ€ zwischen Neonazi und Polizist?

Fernando V. soll nicht nur mit rechten Ideen sympathisieren. Die Urheber des Leaks bezichtigen den Bereitschaftspolizisten, mit dem Leipziger Szenekader Alexander K. befreundet zu sein. โ€œHier marodieren schon wieder linke Gutmenschenโ€, soll er dem Neonazi am 30. Januar in Bezug auf die Legida-Gegenproteste geschrieben haben. Screenshots aus dem Chat-Programm โ€œWhatsAppโ€ verstรคrken den Vorwurf, der Beamte wรผrde seine politische Neutralitรคt zugunsten des Leipziger Pegida-Ablegers verletzten.

In einer der Nachrichten wird der Dresdner Rechtsextremist Maik M. beim Vornamen genannt, in einer weiteren gleichfalls der Bornaer Neonazi und Rocker Peter K. Erstaunlich ist auch, dass V. von Alexander K.โ€™s Engagement fรผr Legida wusste, bevor linke Aktivisten die Allianz mittels geleakter Sprachnachrichten vor acht Tagen offen legten.

Hinter dem Leak stecken anscheinend dieselben Aktivisten, die am 9. Mai an selber Stelle unter anderem interne WhatsApp-Nachrichten von einem geraubten Mobiltelefon verรถffentlicht hatten, das offenbar Anfang Mรคrz Alexander K. geraubt worden war. Die Polizei teilte L-IZ.de am vergangenen Montag mit, man halte das Material fรผr authentisch. Diese Prรผfung seitens der Polizei steht derzeit noch aus. Auf telefonische Nachfrage am heutigen Abend wusste man bei der Pressestelle der Leipziger Polizei noch nichts von den neuen Daten.

Auch dieses Mal kรถnnten die Informationen stimmen

Auch in diesem Fall spricht vieles fรผr die Echtheit der Informationen. So taucht auf einem der WhatsApp-Screenshots, der ein Gesprรคch zwischen Fernando V. und einer unbekannten Person dokumentiert, ein Text auf, der sich mit dem Anschlag auf die Satire-Zeitschrift โ€œCharlie Hebdoโ€ beschรคftigt. Der Gesprรคchspartner ergรคnzt diesen mit den Worten โ€œMeine Gedanken zu den Vorfรคllen in Paris!โ€. Das Pamphlet ist wortgleich mit einer Verlautbarung, welche der sรคchsische Landesverband der Neonazi-Partei โ€œDie Rechteโ€ auf seinem Facebook-Profil gepostet hatte. Dessen Anfรผhrer ist โ€“ welch Zufall โ€“ Alexander K..

In einer anderen Mitteilung schreibt ein Unbekannter dem Beamten, er besuche eine Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht. Alexander K. teilt via Facebook freimรผtig mit, dort am 21. Januar eine Verhandlung mit Beteiligung des bekannten Trierer NPD-Aktivisten Safet Babic besucht zu haben. Aus dem weiteren Gesprรคchsverlauf ergibt sich, dass am Tag des Chats in Leipzig eine Demo stattfinden wรผrde. Tat sie auch, es war die zweite Legida-Demonstration in der Messestadt.

Fernando V. schreibt seinem Gesprรคchspartner, wo er mit seiner Einheit Position beziehen werde. Um 22:35 Uhr fragt er: โ€œGehtโ€™s euch gut.โ€ โ€“ โ€œJa, sind gut rausgekommen.โ€

In einem Chat, der vom 30. Januar stammen soll, schreibt V., wie gesagt, unverblรผmt: โ€œHier marodieren schon wieder linke Gutmenschen.โ€ Zur Erinnerung: Polizeibeamte sind im Einsatz grundsรคtzlich zur politischen Neutralitรคt verpflichtet. Die Polizei Leipzig hat wie auch die betroffene Pressestelle der Bereitschaftspolizei die entsprechenden Fragen seitens der L-IZ am heutigen Abend nach dem erfolglosen Telefonat schriftlich รผbermittelt bekommen.

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

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