Vier Tage vor dem nรคchsten Legida-"Spaziergang" am 7. Mรคrz lud Leipzigs Polizeiprรคsident Bernd Merbitz am 3. Mรคrz die lokalen Journalisten zum Gesprรคch. Anlass waren die vermehrt auftretende Gewalt gegenรผber Journalisten auf den Kundgebungen und der Offene Brief der L-IZ, in dem verschiedene Anschuldigungen gegenรผber der Polizei erhoben worden waren โ€“ und eine weitere Live-Berichterstattung รผber Legida infrage gestellt wurde.

โ€žIch halte es fรผr unertrรคglich, wenn Journalisten angegriffen oder als Lรผgenpresse bezeichnet werden. So kann es nicht weitergehen.โ€œ Gleich zu Beginn des Medientermins redete sich Bernd Merbitz in Rage. Der Leipziger Polizeiprรคsident hatte die lokalen Journalisten ins Direktionsgebรคude in der DimitroffstraรŸe geladen, um รผber Pressefreiheit und Angriffe auf Medienvertreter im Zusammenhang mit Legida-Demonstrationen zu reden. Etwa 30 Pressevertreter folgten seiner Einladung.

Inhaltlich konkret wurde es nach der Einstiegsansprache des Leipziger Polizeiprรคsidenten, als die Presse mit dem Fragestellen und Anregungen geben an der Reihe war. Merbitz diktierte seinem Leitenden Polizeidirektor Jens Galka und Pressesprecher Uwe Voigt diverse Anweisungen in den Block, wie in Zukunft bei Legida-Kundgebungen zu verfahren sei. Dazu zรคhlt unter anderem, dass sogenannte Angelrouten und Blendlampen nicht mehr geduldet werden sollen, auch die Hรถhe der Fahnenstangen und weitere mitgebrachte Gegenstรคnde werden ins Visier genommen. Hierbei wurde auch klar, dass mehr und deutlichere Ansagen in den Versammlungsauflagen stehen mรผssen โ€“ worum sich nun auch die Polizei im Gesprรคch mit dem Ordnungsamt bemรผhen mรถchte โ€“ welche dann bei der polizeilichen Lagebesprechung vorab und vor Ort Prioritรคt haben.

Neue Auflagen, neue Prรคsenz vor Ort

Auch wer zur Gewalt gegen Journalisten anstachelt und diese bedroht, soll kรผnftig durch die Polizei angesprochen und gegebenenfalls vor Ort vom weiteren Verlauf der Versammlung ausgeschlossen werden. Ein Eintrag in die durch Legida zu verlesenden Versammlungsauflagen, dass โ€ždie freie Berichterstattung zu gewรคhrleisten ist.โ€œ wurde in die Vorschlagsliste der Journalisten aufgenommen, einige Schmunzler inklusive angesichts der โ€œLรผgenpresseโ€-Rufe der vergangenen Monate. In jedem Fall aber dรผrfte es, so es in den Versammlungsauflagen benannt ist, dazu kommen, dass vor Demonstrationsbeginn die eine oder andere Ansprache mehr an die Versammlungsteilnehmer seitens der Polizei erfolgt. Und nicht gestattete Gegenstรคnde eingesammelt werden.

AuรŸerdem werde die Polizei ein am ร„uรŸeren erkennbares, polizeiliches Kommunikationsteam zu den Demos schicken, an das sich die Medienvertreter bei Bedarf wenden kรถnnten. Eine Einrichtung, welche es schon nach den handfesten รœbergriffen vom 21. Januar 2015 einmal gegeben hatte und die dann wieder zurรผckgenommen wurde. Eine Aufnahme von Strafanzeigen kรถnnte es so schneller und direkt vor Ort ohne Beeintrรคchtigung der Arbeiten von Einsatzbeamten ermรถglichen.

Zur besseren Kommunikation auf direktem Wege verteilte Merbitz im Laufe der Diskussion nochmals seine Mobilfunknummer an die anwesenden Journalisten. Im Zweifel sei auch bei Funknetzรผberlastungen die 110 immer frei โ€“ man wรผrde die Einsatzzentrale auch diesbezรผglich instruieren, zudem seien ab sofort zwei Pressesprecher der Polizei vor Ort.

Erster Versuch am 7. Mรคrz 2016

Dabei bat Merbitz bei all dem auch um etwas Geduld โ€“ nicht alles kรถnne sofort am 7. Mรคrz fehlerlos umgesetzt werden. Die Ankรผndigung der L-IZ, zukรผnftig nicht mehr live von Legida-Demonstrationen zu berichten, sah Merbitz nicht als den richtigen Weg an. Was zu einem abschlieรŸenden Gesprรคch zwischen Robert Dobschรผtz (Inhaber der L-IZ.de) und dem Podium fรผhrte. In diesem forderte Dobschรผtz, dass sich die Einsatzbeamten wieder mehr um den sogenannten โ€žRaumschutzโ€œ kรผmmern mรผssen.

Zwischen der Legida-Demonstration und den anwesenden Journalisten waren zuletzt รผber weite Strecken der Demonstration hinweg keine Beamten in diesem Bereich zu finden, was unter anderem am 1. Februar 2016 einem Gewalttรคter seitens Legida erst eine eindeutige Bedrohung und anschlieรŸend den ungehinderten Angriff auf einen Mitarbeiter der L-IZ erlaubt hatte. Da dies neben den anderen angekรผndigten MaรŸnahmen am 7. Mรคrz nunmehr gewรคhrleistet werden soll, wird auch die L-IZ.de einen weiteren Anlauf unternehmen und von der Legida-Demonstration am Montag live berichten.

Hauptfokus dabei neben den Demonstrationen aller Seiten: Die Arbeit der Polizei.

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Es gibt 5 Kommentare

Druck in bundesdeutschen Printmedien + TV und letztlich der, welchen die l-iz lokal machte. Rundumschlag also. Volle Breitseite.

Ja, es ist ein โ€œErfolgโ€ โ€“ aber ein bitterer Grundgeschmack hat sich festgesetzt, der diesem Theater (Reaktion auf Aktion) anhaftet.
Dies ist ein von Grund auf unehrliches Getue, nichts scheint mir wahrhaft, alles wie aufgesetzt, wie damals schon.

JG, mit Erfolg meinte ich den Druck der L-IZ, der mit Sicherheit erst zu so einem Treffen gefรผhrt hat. Eine Polizei, die sich von Journalisten erklรคren lassen muss, wie sie zu arbeiten hat, bringe ich nichtmal in die Nรคhe des Wortes โ€œErfolgโ€. All das, was sie jetzt versprochen haben, mรผssten sie eigentlich in ihrer Ausbildung gelernt haben, wenns fรผr die Umsetzung erst den Druck einer Zeitung braucht nenn ich das eher Armselig.

Die Worte hรถr ich wohl, doch allein, es fehlet mir der Glaube.

Liest sich erstmal gut. Kann man aber per ordre de mufti Menschen umfunktionieren? Wenn ein Polizist, der ja in der Ausbildung mit den verschiedensten rechtlichen Dingen konfrontiert wird und im tรคglichen Einsatz ebenso, wenn dieser Polizist wie selbstverstรคndlich einem Journalisten die Kamera aus der Hand schlรคgt oder ihn selber kรถrperlich grob in der Arbeit behindert, wird der dann faktisch von heute auf morgen sein Handeln (und vor allem sein Denken) umstellen? Nochzumal die auf den Videos nicht mehr so ganz jung aussahen unterm Helm, somit also ein eher gefestigtes Verhalten an den Tag legen?

Wir werden es erfahren, am Montag und allen anderen folgenden Demos. Wir werden sehen, wie die Polizisten die neuen altbekannten rechtsstaatlichen Regeln um- und durchsetzen.

โ€žInhaltlich konkret wurde es nach der Einstiegsansprache des Leipziger Polizeiprรคsidenten, als die Presse mit dem Fragestellen und Anregungen geben an der Reihe war.โ€œ

In seiner Ansprache selbst gab es demnach nichts Konkretes von Merbitz.
Erst nach dem die Presse ihre Arbeit machte (wer hรคtte das gedacht).

โ€žMerbitz diktierte seinem Leitenden Polizeidirektor Jens Galka und Pressesprecher Uwe Voigt diverse Anweisungen in den Block, wie in Zukunft bei Legida-Kundgebungen zu verfahren sei.โ€œ

Arbeitsanweisungen fรผr die Zukunft werden neuerdings wรคhrend einer Pressekonferenz dem Polizeidirektor in seinen Arbeitsblock diktiert?

โ€žAuch wer zur Gewalt gegen Journalisten anstachelt und diese bedroht, soll kรผnftig durch die Polizei angesprochen und gegebenenfalls vor Ort vom weiteren Verlauf der Versammlung ausgeschlossen werden.โ€œ

Ich erinnere an Video 4.
http://www.l-iz.de/html/downloads/2015/Legida/Polizei_bei_R%C3%A4umung.mp4?_=4

Wรคre schรถn, wรผrde Sabine mit ihrer Erfolgsahnung richtig liegen.
Ich sehe nur eine in den Medien als unfรคhig benannte Staatsregierung in Sachsen und nun panisch agierende Verantwortliche.

Mich erinnert es an damals.
https://www.youtube.com/watch?v=1XBEqyu5Mck&noredirect=1

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