Das Amtsgericht hat am Donnerstag zwei Rechtsextremisten aus dem Leipziger Umland wegen Insolvenzverschleppung zu Geldstrafen verurteilt. Der Kampfsportler Benjamin Brinsa (26) und der Geschรคftsmann Thomas Persdorf (43) sind gemeinschaftliche Geschรคftsfรผhrer des Kleinunternehmens A&B Service UG. Auf dem Papier liefen die Geschรคfte allerdings nicht besonders gut. Nicht bezahlte Buรgelder fรผhrten schlieรlich zu der Anklage.
Beide Angeklagte sind in der regionalen rechten Szene bekannte Grรถรen. Brinsa entstammt der Hooligan-Szene und steigt regelmรครig bei MMA-Veranstaltungen in den Kรคfig. Persdorf ist Grรผnder des Rechtsrocklabels โFront Recordsโ. Wenngleich der Unternehmer dessen Geschรคfte nicht mehr selbst fรผhrt, so sind Plattenschmiede und ein angeschlossener Versandhandel weiterhin auf einem Grundstรผck im Wurzner Ortsteil Falkenhain ansรคssig, das Persdorf anteilig besitzt.
Vor fรผnf Jahren gingen der Kampfsportler und der Plattenproduzent eine Geschรคftsbeziehung ein. Zusammen mit ihren Partnern Jรถrg W. und Paul F. stampften sie die A&B Service UG aus dem Boden. Die Firma, die an gleicher Adresse wie der Front-Records-Versand ansรคssig ist, wurde zeitweilig im Impressum der โAryan Brotherhood Germanyโ sowie eines verlinkten Webshops genannt. Beide Angebote existieren nicht mehr. Gegenstand des Unternehmens sollte laut dem Registereintrag der Handel und Verleih von Zweikraftrรคdern, Baudienstleistungen, Handel mit Textilien und Merchandise, Eventorganisation, Personalservice und Sportmanagement sein.
Nach Angaben im Bundesanzeiger liefen die Geschรคfte zu keiner Zeit besonders rosig. Der Jahresabschluss weist fรผr 2012 eine Bilanzsumme รผber 507,56 auf. Exakt die gleiche Summe bilanziert der Jahresabschluss fรผr das Vorjahr. Nennenswerte Umsรคtze, die auf einen regen Geschรคftsbetrieb schlieรen lieรen, tauchen in beiden Bilanzen nicht auf. Welchem Zweck die Firmengrรผndung tatsรคchlich diente, bleibt unklar.
Umso obskurer erscheint die Tatsache, dass Brinsa bis heute im Handelsregister als Geschรคftsfรผhrer eingetragen ist. Immerhin kostete den Kampfsportler die Liason mit Persdorf im Frรผhjahr 2012 einen lukrativen Auftritt bei der Essener MMA-Gala โRespect 7โ. Im Folgejahr entging dem Wurzner ein Kontrakt mit der US-Profiserie UFC. Grund waren abermals seine Verstrickungen in rechte Netzwerke.
Wegen verspรคtet eingereichter Jahresabschlรผsse ist die Justiz auf die A&B Service UG aufmerksam geworden. Buรgeldbescheide des Bundesamts fรผr Justiz summierten sich binnen eines Jahres auf rund 21.000 Euro. Die Zahlen in den Jahresabschlรผssen lassen annehmen, dass das Unternehmen keinesfalls in der Lage ist, die Summe aufzubringen.
Im Mai 2012 zeigten die erheblich vorbestraften Geschรคftsfรผhrer dem Amtsgericht zwar die Zahlungsunfรคhigkeit an. โWir teilen mit, dass dieses Schreiben kein Insolvenzantrag istโ, erwiderte die Insolvenzabteilung. Ein formal korrekter Antrag erreichte das Gericht erst im Juli 2015. Deutlich zu spรคt. Amtsrichter Marcus Pirk verurteilte Persdorf zur Zahlung von 2.100 Euro. Brinsa soll an die Staatskasse 1.800 Euro รผberweisen. Interessanterweise machten beide Angeklagten keinerlei Angaben zu ihren Einkรผnften. Offensichtlich spekulierte das Duo, das Gericht wรผrde sich zu ihren Gunsten verschรคtzen. Die Verteidiger Arndt Hohnstรคdter und Ines Groรe hatten auf Freispruch plรคdiert. Das Urteil ist nicht rechtskrรคftig.
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